Selbstzweifel – das Gefühl, nie gut genug zu sein.

Aktuell arbeite ich an einem neuen Kurs für meine Community (also für DICH und EUCH) und hatte dazu in den letzten Tagen einige Interviews mit ganz unterschiedlichen Frauen geführt. Und immer wieder bin ich auf eine Eigenschaft gestoßen, welche mir selbst sehr sehr gut bekannt ist: Die Selbstzweifel.

In diesem Beitrag geht es um folgendes:

  • Was genau bedeutet Zweifel?
  • Was sind Selbstzweifel?
  • Wie äußern sich Selbstzweifel?
  • Wo liegen die Ursachen?
  • Was sind mögliche Folgen von Selbstzweifeln?
  • Was ist das Gegenteil von Selbstzweifeln?
  • Drei Wege für mehr Selbstbewusstsein

Was genau bedeutet Zweifel?

Zunächst mal habe ich mir das Wort Zweifel angeschaut.

Ganz oben in der Google-Suche steht: 

„Bedenken; schwankende Ungewissheit darüber, ob man etwas glauben soll oder ob etwas richtig ist.“

Wikipedia geht noch ein bisschen weiter: 

„Zweifel…. ist ein Zustand der Unentschiedenheit zwischen mehreren möglichen Annahmen, da entgegengesetzte oder unzureichende Gründe zu keinem sicheren Urteil oder einer Entscheidung führen können. Er wird auch als Unsicherheit in Bezug auf Vertrauen, Handeln, Entscheidungen, Glauben oder Behauptungen bzw. Vermutungen interpretiert.

Krasse Nummer, oder? 

Du ahnst es vielleicht schon, dass Selbstzweifel eher nicht geeignet sind, um ein zufriedenes und glückliches Leben zu führen. 

Was sind Selbstzweifel?

Über die Selbstzweifel sagt Wikipedia:

„Als Selbstzweifel bezeichnet man in der Psychologie die Zweifel an der eigenen Person (an einem selbst). Betroffene befinden sich in einer inneren Unzufriedenheit und Unsicherheit darüber, was sie selbst tun, können oder wollen. Daher wird auch von Selbstunsicherheit gesprochen. Die eigene Person wird subjektiv wahrgenommen und Positives wird daher meist übersehen.“

Vielleicht musst du die Beschreibung auch mehrmals lesen, weil es so förmlich geschrieben ist. Egal wie neutral und sachlich die Definition ist, umschreibt sie aber doch eine sehr traurige Realität.

Denn wenn ein Mensch ständig an sich selber zweifelt, dann ist das ganz sicher eine große Belastung im Leben. 

Wie äußern sich Selbstzweifel?

Hast du Respekt vor einer neuen, großen Herausforderung oder kleine Zweifel vor einem Bewerbungsgespräch oder einer Prüfung – dann ist das ganz normal und auch nicht ungesund.  

Wenn du aber immer wieder an dir selbst zweifelst, dich und alles, was du tust, in Frage stellst, dann besteht die Gefahr, dass es dir früher oder später immer schlechter geht und du unter Minderwertigkeitsgefühlen leidest.

Starke Selbstzweifel äußern sich zum Beispiel, wenn du dir immer wieder solche Fragen stellst: 

  • Kann ich das überhaupt schaffen?
  • Bin ich für den Job geeignet? 
  • Bin ich dafür gut genug?
  • Das schaffe ich nie… 
  • Was werden die anderen über mich denken? 
  • Dafür war ich schon immer zu dumm….
  • Bin ich überhaupt liebenswert?
  • Findet mich überhaupt jemand attraktiv?
  • Ich bin eh zu dick/dünn/häßlich/alt…
  • Mich liebt eh keiner….
  • Ich finde sowieso keinen Partner/keine Partnerin…  

Wie du an diesen Fragen vielleicht schon erkennen kannst: Der an sich selbst zweifelnde Mensch hat recht wenig Vertrauen in sich selbst und definiert seinen eigenen Wert über Feedback von außen – und in aller Regel auch noch über ein angenommenes Feedback: „…ich denke, dass alle denken, dass ich das nicht schaffe… „

Keine schöne Sache, oder?

Wo liegen die Ursachen?

Menschen mit einem guten und gesunden Selbstbewusstsein erkennt man in aller Regel: Sie strahlen eine entspannte Gelassenheit aus und fühlen sich wohl in Ihrer Haut. Das kann man auch sehen.

Also: Wo kommen die Selbstzweifel her und warum hat sie nicht jeder? 

Die Ursachen können verschieden sein: 

In der Familie/Kindheit: 

Es kann sein, dass du als Kind schon für jeden Fehler kritisiert und abgewertet wurdest. Oder dass sehr hohe Erwartungen an dich gestellt wurden, die schwer zu erfüllen waren. 

Eltern erziehen ihre Kinder so gut sie können. Mit manchen Verhaltensweisen wird jedoch hier der Grundstein für spätere tiefsitzende Selbstzweifel gelegt. 

In Schule und Ausbildung:

Das Schulsystem in Deutschland: “Mein Kind muss aufs Gymnasium – egal wie!”. Auch hier ein enormer Leistungsdruck.

Die Kritik am Schulnotensystem wird immer lauter, denn Kinder werden mit einer Note abgewertet. So wird frühzeitig die Basis für Selbstzweifel gelegt: „Bin ich nicht gut genug?“

Hier ein Beispiel von mir:

Ich habe den Schulsport gehasst und war ein richtig unsportliches Kind. Bei Mannschaftsspielen hatte keine Mannschaft Bock auf mich und ich wurde immer zuletzt in die Mannschaft gewählt. Die, die mich nehmen mussten, haben die Augen nach oben verdreht… Ihr könnt euch vorstellen, was das mit mir gemacht hat. 

Das ist jetzt fast 40 Jahre her und ich habe es nicht vergessen! 

Im Beruf:

Der Druck ist groß und so unschöne Worte wie „Underperformer“ und „Minderleister“ sprechen eine klare Sprache. Es gibt „Rennlisten“ und wer nicht vorne mit dabei ist, wird niedergemacht. Bonussysteme tragen ebenfalls dazu bei, dass die Selbstzweifel wachsen. „Schaffe ich das?“ „Kann ich das aushalten?“

In der Gesellschaft: 

Schön, schlank, klug, sportlich, erfolgreich. So sieht der Mensch aus in den Sozialen Medien. Immer noch und überwiegend. Es wird ein Schönheitsideal vorgegaukelt – und wer dem nicht entspricht, ist eben weniger wert. 

In zwischenmenschlichen Beziehungen: 

Immer wieder scheiternde Beziehungen nagen am Selbstwert.

„Bin ich nicht liebenswert?“ „Kann ich nicht lieben?“ „Bin ich nicht beziehungsfähig?“

Oder eine plötzliche Trennung nach langer Beziehung:

„Was habe ich falsch gemacht?“ „Was hätte ich besser machen können?“ „Bin ich nicht gut genug für ihn/sie?“ „Was stimmt nicht mit mir?“

Die Ursachen von Selbstzweifeln sind also in allen Lebensbereichen zu finden.

Und je nach der individuellen Ausgangslage erwischt es dich stärker oder schwächer. 

Auch sehr selbstbewusste Menschen können durch ein einziges schlimmes Ereignis in tiefe Selbstzweifel gestürzt werden. 

Ich denke, jeder von uns kennt mindestens einen Menschen, der durch EIN schlimmes Ereignis in eine tiefe Krise voller Selbstzweifel und Selbstabwertung gestürzt ist und auch manchmal nicht mehr herausfindet.

Was sind mögliche Folgen von Selbstzweifeln?

Die Qualität von Selbstzweifel ist anstrengend, schwer und kostet unglaublich viel Kraft. Du fühlst dich dann ausgebrannt, müde, leer, kraftlos. 

Und egal, ob du nur in einem Bereich deines Lebens an dir zweifelst, dieses nagende Gefühl wird sich früher oder später ausbreiten und auf alle weiteren Lebensbereiche negativ übergreifen.

Abgesehen von einer weitreichenden Beeinträchtigung deiner Lebensqualität kann es auch sein, dass du eine handfeste psychische Krankheit entwickelst. Nicht selten erkrankt die Betroffene an einer Depression oder stürzt in eine Essstörung. Kein Wunder, oder? 

Was ist das Gegenteil von Selbstzweifel? 

Wieder Wikipedia (ich könnte es nicht schöner sagen…) 

Die Gegenteile sind neben Selbstbewusstsein auch Selbstsicherheit und Selbstgewissheit.

Hier meine Lieblingsdefinition für Selbstbewusstsein, die Quelle ist “Google, ganz oben”:

Selbstbewusstsein ist das Überzeugt-sein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich besonders in selbstsicherem Auftreten ausdrückt. 

Sich selbst bewusst sein oder werden – dies bedeutet, sich selbst als Mensch mit allen seinen Eigenschaften und Charakterzügen sehr gut zu kennen. Und dazu gehören eben nicht nur die Schwächen, Ängste und Sorgen, sondern auch die Stärken, Fähigkeiten, Kompetenzen und alle liebenswerten Eigenschaften. 

3 Wege für mehr Selbstbewusstsein

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dein Selbstbewusstsein zu stärken.

Drei davon stelle ich dir hier vor: 

1) Stärken-Liste: Nimm dir ein bisschen Zeit, vielleicht am Wochenende, und erstelle deine Stärken_Liste. Ich habe dir eine solche als Download verlinkt. Kreuze wirklich alle deine Stärken an. Wenn du wieder mal mit deiner inneren Selbstzweifel-Stimme zu kämpfen hast – schau dir deine Stärken-Liste an. Du wirst sehen, wie gut das tut!

2) Stärken-Tagebuch: Nachdem du die Liste ausgefüllt und deine Stärken identifiziert hast, kannst du ein kleines Stärken-Tagebuch führen. Schreibe jeden Abend auf, was dir an diesem Tag besonders gut gelungen ist. Und zieht dich mal wieder der Zweifel runter – dann lies dein Stärken-Tagebuch!

3) Deine Yogapraxis:  Yoga ist ganz wunderbar geeignet, deine Selbstbewusstsein zu stärken. Denn auf der Yogamatte hast du jedesmal aufs Neue die Chance, dir deiner selbst bewusst zu werden. Auf der Yogamatte geht es nicht um “höher-schneller-weiter-schöner-besser….”.

Es geht um dich. Du kannst dich ausprobieren, darfst sein, wie du willst. Alles kann, nichts muss. Die Yogamatte ist ein geschützter Raum, in dem du wieder zu dir selbst, zu deiner Stärke finden kannst.

Du willst es konkreter?

Gut: Selbstzweifel machen dich körperlich klein, d.h. dein Rücken wird rund, du schaust nach unten. Im Yoga kannst du dich wieder aufrichten, freier atmen, dich vertrauensvoll mit den Füßen im Boden verwurzeln und wachsen. Du kannst durch muskuläre Anspannung wieder in deine Kraft kommen, deine Stärke wahrnehmen und Selbstsicherheit erfahren. Je öfter du praktizierst, umso mehr wirst du diese Erfahrung mitnehmen, runter von der Matte – rein in dein Leben.

Und da ist sie, die Chance, durch Yoga selbstbewusster zu werden und/oder dein Selbstbewusstsein wiederzufinden. 

So, das wars für heute.

Wenn du jetzt Lust hast, dein Selbstbewusstsein zu stärken, dann lade dir am besten gleich die Stärken-Liste mit dem Arbeitsblatt runter. So findest du ganz sicher deine Stärken heraus – und das ist der erste Schritt auf deinem Weg zu mehr Selbstbewusstsein. 

Und am besten meldest du dich auch gleich für eine Yogaklasse an – du wirst sehen, es wirkt!